Wer hat das nicht auch schon erlebt: Äpfel sind am Baum verfault oder von Maden zerfressen. Die Ernte macht dann keine Freude mehr und die Bekämpfung ist schwierig. Deshalb haben wir zu Ihrer Information die folgenden, häufig auftretenden Schädlinge und Bekämpfungsmöglichkeiten zusammengestellt.
Apfelwickler (Cydia pomonella)
Die wohl häufigsten Schädlinge am Apfelbaum sind die typischen Obstmaden, die erhebliche Ernteeinbußen verursachen können. Der Apfelwickler ist ein kleiner Falter, der seine Eier im Juni an den jungen Äpfeln ablegt. Die schlüpfenden Raupen – umgangssprachlich als Maden bezeichnet – fressen sich in den Apfel und laben sich dann etwa vier Wochen lang am Kerngehäuse. Danach seilen sich die Raupen zum Verpuppen an dünnen Spinnfäden ab und suchen sich ein Versteck unter der Rinde, wo bald darauf neue Falter schlüpfen – in warmen Jahren sind bis zu zwei Faltergenerationen möglich.
Bekämpfung: Hängen Sie von Mai bis August Pheromonfallen für die Männchen in den Apfelbaum, sodass diese keine Weibchen befruchten können. Wenn Sie gleich mehrere Fallen in den Baum hängen, verwirrt die entstehende Pheromon-Duftwolke die Tiere zusätzlich. Außerdem können Sie den Apfelwicklern künstliche Verstecke zum Verpuppen anbieten: Binden Sie ab Ende Juni gut zehn Zentimeter breite Wellpappstreifen eng um den Stamm des Apfelbaums. Die Raupen kriechen zum Verpuppen in die Pappe und können dann entsorgt werden.
Natürliche Maßnahmen: Wenn Sie den Apfelwickler biologisch bekämpfen möchten, hilft das Spritzen mit Wermutjauche. Hierfür mischen Sie zehn Liter Regenwasser mit etwa 30 Gramm getrockneten Wermutblättern in einem Eimer, lassen die Jauche rund zwei Wochen ziehen und verteilen Sie mit Hilfe einer Druckluftspritze.
Monilia-Fruchtfäule (Monilia fructigena)
Zwei nahe verwandte Pilze aus der Gattung Monilia haben es auf Obst abgesehen: Monilia fructigena verursacht Fruchtfäule, während Monilia laxa vor allem bei Steinobst die Spitzendürre auslöst. Fruchtfäule bemerkt man meistens erst, wenn Fallobst mit den typischen, konzentrisch angeordneten, gelblich-braune Schimmelpolstern am Boden liegt. Aber auch noch am Baum hängende Früchte sind natürlich befallen. Es beginnt mit einer kleinen Verletzung der Frucht, etwa einem Bohrloch vom Apfelwickler, oder einer mechanischen Wunde. Die Sporen dringen in den Apfel ein und er fault. Betroffenes Gewebe wird weich und bei ausreichender Feuchtigkeit entwickeln sich die auffälligen, ringförmigen Sporenpolster. Dieses wird ledrig und dunkelbraun. Der ganze Apfel schrumpft schließlich zu einer sogenannten Fruchtmumie, vertrocknet und bleibt bis zum Frühjahr am Baum hängen, von wo aus dann die Neuinfektion erfolgt.
Bekämpfung: Entfernen Sie sorgfältig die abgefallenen Früchte und alle Fruchtmumien im Baum, was bei hohen Apfelbäumen nicht ohne Leiter geht. Für den Garten ist speziell gegen die Fruchtfäule kein Mittel zugelassen, bei einer vorbeugenden Spritzung gegen Apfelschorf bekämpft man den Erreger allerdings mit.
Gespinnstmotten
Im Frühjahr kann es vorkommen, dass sich der Apfelbaum wie von Geisterhand in ein weißes Netz legt. Dafür ist die Apfel-Gespinstmotte verantwortlich. Die Larven der Apfel-Gespinstmotten (Yponomeuta malinellus) können unsere Bäume in Gespinste einpacken und fressen sich an den Blättern satt.
Gespinstmotte erkennen
Bevor man sich damit befassen kann, wie man die Apfelgespinstmotte wieder loswerden kann, sollte man sich zunächst sicher sein, dass die Beobachtungen tatsächlich auf die Raupen dieses weit verbreiteten Falters zurückzuführen sind. Obwohl viele Auswirkungen eines Befalls geradezu plakativ offensichtlich sind, seien sie hier noch einmal zur Klärung eventueller Unsicherheiten benannt:
Motte
- weißer, langgestreckter Körper mit ca. 20 mm Länge
- Flügelspannweite zwischen 16 und 23 Millimeter
- Weiße, gefranste Oberflügel mit schwarzer Punktzeichnung
Raupen
- Gelbliche bis grünliche Hautfarbe mit schwarzer Punktzeichnung
- Gering bis gar nicht behaart
- Kopfkapsel und Beine dunkel bis schwarz gefärbt
- Körperlänge, je nach Entwicklungsstadium, 18 bis 25 Millimeter
Gespinste
- Weiße Gespinste, die an Spinnweben erinnern, jedoch deutlich fester und dichter ausfallen können
- Metamorphose: Kokons der Larven verdichten sich zu weißen, undurchsichtigen Geweben
Schäden
- Anfänglich Einrollen der Blätter, Braunfärbung und Austrocknung der Blattspitzen (noch vor Gespinstbildung ab ca. April)
- In eingerollten Blättern kleine Raupen erkennbar
- Mit Zunahme der Raupengröße Kahlfraß der Äste, teilweise auch Skelettierung der Blätter
Bekämpfung: Ist man zu dem Schluss gekommen, dass es sich bei den Besuchern am Apfelbaum tatsächlich um die Apfelgespinstmotte, handelt, sollte man schnell aktiv werden und die Raupen bekämpfen. Andernfalls kann es sein, dass der Baum in vergleichsweise kurzer Zeit kahlgefressen wird und zumindest in diesem Jahr keinen Ertrag mehr hervor bringt. Darüber hinaus kann er zusätzlich im Wachstum gehemmt werden und sogar die folgenden Jahre hinein eingeschränkt Obst hervorbringen. Zur Verfügung stehen dem Hobbygärtner dabei eine Anzahl unterschiedlichster Möglichkeiten von der chemischen Keule bis hin zum bewährten oder auch ungewöhnlichen Hausmittel.
Bacillus Thurigiensis spp. (B.T.) ist angeblich ein „bienenfreundliches“ Spritzmittel. Die tatsächlichen Auswirkungen auf die Bienen ist jedoch nicht abschließend geklärt. Wer sich für den Einsatz von B.T. entscheidet, sollte sich daher bewusst sein, dass damit zwar Schädlinge beseitigt werden, der Ertrag an Äpfeln aber ebenso sinken kann und er gleichzeitig dem Bienensterben nachhilft.
Hausmittel
Absammeln von Gespinsten: Speziell die Gespinstmotte lässt sich durch Absammeln auf diesem Wege gut loswerden, denn die Raupen machen durch das Gespinst und die Kokons sehr gut erkennbar auf sich aufmerksam. Fast man in ein Gespinst, kann es sein, dass die Raupen sich schnell an langen Fäden „ablassen“. Daher einen Eimer unterhalten, damit sie nicht „verloren“ gehen.
- Vorgehen: Gespinste mit Handschuhen vom Ast abstreifen, alternativ mit starkem Wasserstrahl abspülen oder befallenen Zweig komplett entfernen
- Zeitraum: nach Gespinstbildung, also ab ca. Mitte Mai
- Vorteile: Keine Auswirkungen auf nützliche Insekten am Baum, den Baum selbst oder den Menschen
Achtung: Die abgesammelten Gespinste mit den Larven sollten unbedingt vernichtet werden, um ein Wandern der Tiere nach dem Schlüpfen zu verhindern. Gut praktikabel ist das Abflammen der Gespinste nach dem Entfernen vom Baum mit einem Gasbrenner.
Leimringe: Diese Methode setzt nicht an der Beseitigung der Raupen an, sondern verhindert deren Wanderung zu ihrer Lieblingsnahrung. Um den Stamm gelegt, verhindert ein Leimring, das Raupen vom Boden am Stamm entlang in die Krone mit ihren Blättern und ihrer Möglichkeit zur Gespinstbildung gelangen.
- Vorgehen: Anbringen der Leimringe aus dem Handel gut über Wuchshöhe des Grases, um Umgehung über Grashalme zu vermeiden
- Zeitraum: nach dem Schlüpfen, also ab Mitte April
- Vorteile: Keine Auswirkungen auf andere Tiere und Menschen
- Nachteile: verhindert Wanderung der Larvenstadien, bekämpft jedoch keine Tiere aus bereits am Baum abgelegten Eiern, somit meist nur in Kombination mit anderen Maßnahmen wirkungsvoll
Pheromonfallen setzen, entgegen der meisten anderen Methoden, bereits vor der Eiablage, also lange vor dem Entstehen der Raupenpopulation, an. Die Fallen locken weibliche Apfelgespinstmotten an und fangen sie in einer pheromondurchsetzten Klebeschicht ein. Damit stehen sie nicht mehr zur Fortpflanzung zur Verfügung und können keine Eier an den Apfelbäumen ablegen.
- Vorgehen: Aufhängen der Fallen in den Ästen der Bäume
- Zeitraum: vor Eiablage zwischen Juni und August
- Vorteile: bei effektivem Einsatz keine Fraßschäden, da Jungtiere von vornherein verhindert werden, keine Nachteile für Bienen und andere Nützlinge
- Nachteile: geringe Wirksamkeit an stark windigen Standorten, keine Auswirkungen auf bereits vorhandene Raupen, auf Grund langer Vorhaltezeit meist mehrfach je Saison zu ersetzen.
Quelle: „Apfelbaum: Die häufigsten Krankheiten und Schädlinge“ von Thomas Hess erschienen bei „Mein schöner Garten“.