Vegan gärtnern

Es gibt bereits eine bio-vegane Landwirtschaft, die ohne Nutztiere wie Kühe und Schweine auskommt. Doch wachsen Pflanzen ohne Gülle und Kuhdung? Hat diese Art zu wirtschaften Zukunft? Wie werden die Pflanzen mit Nährstoffen versorgt, insbesondere mit Stickstoff, Phosphor und Kalium?

Bio-vegane Landwirtschaft funktioniert, indem sie Gründüngung nutzt, ohne den Umweg über die Verdauung der Tiere zu nehmen. Leguminosen und andere Gründüngungspflanzen werden entweder geschnitten und direkt auf die Äcker gebracht (=mulchen) oder kompostiert und dann in den Boden eingearbeitet.

Das können wir Gartenfreunde*innen auch! Mit folgenden Maßnahmen:

  1. Mit Kompost. Kompostieren braucht Zeit. Mit Zeit entsteht vollreifer Kompost, der Nährstoffe enthält, die die Pflanzen gut aufnehmen können. Ein gutes Kompostmanagement schafft einen fruchtbaren Boden. (weitere Infos hierzu folgen)
  2. Mithilfe von Leguminosen, wie Bohnen, Erbsen und Lupinen wird vor allem der Stickstoffbedarf von Gemüse und Obst gestillt. 2/3 unseres Anbaues sollte mit Leguminosen erfolgen. Das dürfen auch gern Erbsen und Bohnen zum essen sein. Besonders die Dicke Bohne, als früheste Leguminose, ist mittlerweile auch als Biosaatgut in Supermärkten, (mindestens aber bei Samen Rohde) zu finden.
  3. Doch Pflanzen benötigen auch Kalium. An dieses kommen wir, indem wir Ernteabfälle mitkompostieren und Gesteinsmehle oder Algenkalk ausbringen.
  4. Kaliumreiche Pflanzen: sie fördern mit ihren tiefen Wurzeln Kalium aus tiefen Bodenschichten nach oben. Dazu gehört z.B. der Beinwell oder die Lupine, die gleichzeitig gute Bienenweiden sind. Andere Kaliumquellen: auch in Regenwurmkomposttee (ja, den kann man kaufen) ist Kalium vorhanden. Doch diesen benötigen wir kaum, denn die Regenwürmer sind ja in unserem Kompost – oder?
  5. Fruchtfolgen sind wichtig! Weil jede Pflanze ein andere Nährstoffauswahl nutzt. Mit unserem Fruchtwechsel werden die vorhandenen Nährstoffe optimal genutzt. Auch Getreide kann eine wertvolle Zwischenkultur sein. Warum nicht einmal Hafer säen? Und wenn wir ihn nicht ernten, haben wir selber Futter für Vögel produziert.
  6. Mit Mulchen bedeckt man den Boden mit Pflanzenteilen, wie Grasschnitt, Kompost, Stroh und Laub. Der Boden wird geschützt und mit Nährstoffen versorgt. Denn das Mulchmaterial verrottet und wird von fleißigen Bodenlebewesen (siehe Insekten) und Regenwürmern abgebaut, was Nährstoffe für den Boden freisetzt.

Profis bringen sich Vieles selbst bei: durch Anlesen von neuesten Erkenntnissen und Ausprobieren. Gärtnern ist also auch etwas für Kluge und Mutige. Die Vorteile des veganen Anbaus von Obst und Gemüse liegen dabei auf der Hand:

  • Verringerung des CO2-Fußabdrucks
  • Bodenaufbau durch Humus und dadurch
  • Speicherung von Kohlenstoff im Boden

Wer sonst kann so viel Klimaschutz praktizieren, wenn nicht der aktive Kleingärtner?

Leben mit und neben Tieren

Konsequent zuende gedacht versuchen vegan arbeitende Gartenfreunde*innen, keinen Tieren Schaden zuzufügen. Sie verzichten bewusst auf Fallen für Mäuse, Insekten und Schnecken. Nistkästen in Bäumen, Gitter über Regentonnen und Insektenhotels werden zum Schutz der Tiere und Artenvielfalt im Garten angebracht. Lebensräume zu schaffen und zu erhalten stellt einen Grundpfeiler des veganen Gärtnerns dar. Verzichten Sie auf Einteilung in Nützlinge und Schädlinge, denn wer nützlich oder schädlich ist, ist nur eine Sichtweise der Menschen. Oftmals kennen wir gar nicht alle „Aufgaben“ eines Insekts und sein „Nutzen“ mag unserem Interesse manchmal nicht passen. Doch ist es dadurch ein „Schädling“?

Zum Drübernachdenken: wilde Tiere (und Insekten) spielen im Garten eine große Rolle. Es sind lebende und freie Tiere. Sie werden nicht gehalten, sondern sie kommen und gehen, wann sie wollen und nach den Bedingungen, die sie vorfinden… wenn sie nicht gestorben sind.

Quelle: „Vegane Landwirtschaft: Ohne Mist“ Artikel von Sarah Brockhaus, erschienen bei „Schrot & Korn“.