Insekten im Garten fördern

Insekten sterben leise. Was können wir Gartenfreunde tun, um ihnen zu helfen? 

Laut einer Studie des Entomologischen Vereins Krefeld, dessen Mitglieder 27 Jahre lang das Vorkommen von Fluginsekten in Nordrhein-Westfalen erforschten, schwirrten im Jahr 2014 ganze 76 Prozent weniger Fluginsekten durch deutsche Schutzgebiete als noch 1989. Australische Wissenschaftler behaupten, dass es in 100 Jahren gar keine Insekten mehr geben wird.

Aber wir brauchen sie! Ihr leises Sterben ist eine ökologische Katastrophe und hat einen hohen Preis für uns.

Welche Aufgaben übernehmen Insekten für uns?

  • Sie sind nicht nur Futter für Vögel und viele andere Tiere,
  • sie zersetzen totes Material,
  • erhöhen die Bodenfruchtbarkeit und
  • reinigen unsere Gewässer und
  • bestäuben 3/4 unserer Nutzpflanzen

So könnt auch ihr Insekten schützen: Gestaltet Eure Gärten und Balkone insektenfreundlich!

  • Jedes Fleckchen Erde ist potenzieller Lebensraum für Insekten!
  • insektenfreundliche Blumen und Pflanzen säen
  • abgeblühte Stauden im Herbst über den Winter stehen lassen
  • etwas Wildnis im Garten zulassen (Steinhaufen, Zweighaufen, Benjeshecke). Blühstreifen und wilde Haufen sind Tummelplätze für unsere geflügelten Freunde*innen.
  • einen kleinen Teich anlegen oder flache Waserschalen mit Steinen darin aufstellen
  • den Rasen seltener mähen
  • Gemüsepflanzen, die nicht geerntet werden stehen und im nächsten Jahr blühen lassen. Das funktioniert mit Möhren, Radieschen, Rucola, Brokkoli und weiteren Gemüsesorten. Jede Blüte ist eine Nektarquelle. Unser Vorteil: wenn die unsere Insekten sie besuchen, züchten wir unser eigenes Saatgut und es sieht obendrein schön aus. Möhrenblüten sind auch eine schöne Dekoration für die Vase.
  • Das Gemüsebeet mulchen. Damit fördern wir das Bodenleben.
  • nachts überflüssige Lichtquellen ausschalten!

Darüber hinaus gibt es beim Nabu viele hilfreiche Informationen zum Thema Insektenschutz im (Klein-)Garten. Zum Beispiel dazu, welche Pflanzen besonders insektenfreundlich sind, zu heimischen Kräutern und Stauden (inkl. Standortinfo) oder wie man Nisthilfen für Wildbienen baut. Die Nützlinge Florfliege, Marienkäfer, Hummel und Laufkäfer werden hier genauer vorgestellt.

Gründe, warum Insekten sterben

  • Vielfältige, kleinstrukturierte, durch Weiden, Hecken und Wiesen (wie sie in Kleingärten vorzufinden sind) wurden durch sterile, großflächige Agrarwüsten verdrängt. Letztere bieten Insekten weder Futter noch Lebensraum.
  • Der Einsatz von Pestiziden tötet Windbienen und andere Insekten und vernichtet das wertvolle Bodenleben, das uns die Fruchtbarkeit erst beschert.
  • Überdüngung mindert die Vielfalt auf unseren Äckern, denn viele insektenfreundliche Wildblumen wachsen überwiegend auf nährstoffarmen Böden! Wir müssen unseren wertvollen Kompost also gar nicht an unsere Blühstreifen „verschenken“.
  • Privatgärten gleichen mancherorts kargen Steinwüsten oder bringen mit leblos-akkuraten Rasenflächen kein Bienchen mehr zum Summen. Die bekiesten Flächen sparen keine Arbeit! Denn das unerfreuliche „Unkraut“ kommt durch und wird zum Ärgernis. Um Ärger und Arbeit zu sparen, lieber gleich eine Blumenmischung ausbringen.
  • Bauwut: täglich wird eine Fläche von 73 Fußballfeldern (=52 Hektar) in Deutschland als Siedlungs- und Verkehrsfläche neu ausgewiesen! Das sind, bzw. waren die kostbaren Lebensräume der Insekten. In der Bauwirtschaft ist bekannt, dass Renovieren nachhaltiger ist als Neubauen.
  • Auch nächtliche Beleuchtung ist ein K.O.-Faktor: viele Insekten sind nachtaktiv und werden von Licht angezogen. Unzählige verenden erschöpft an künstlichen Lichtquellen, verlieren die Orientierung und werden in ihrem Jagd- und Fortpflanzungsvermögen gestört.

Was passiert ohne (Wild-)Bienen? Bei Obst, Gemüse und Nüssen, unseren wichtigsten Vitamin- und Nährstofflieferanten, wird es zu Ernteausfällen kommen. All unsere Obstbäume und Obstbüsche (Äpfel, Pflaumen, Birnen, Kirschen, Pfirsiche, Johannisbeeren, usw.) blühen so herrlich. Sie blühen, um Insekten anzulocken und das in Hülle und Fülle. Doch die meisten Obstbäume blühen im Frühjahr: was kommt danach – im Sommer oder im Herbst? Auch Möhren und Radieschen würden blühen, wenn wir sie nicht vorher ernteten. Denkbar, die eine oder andere Möhre einmal stehen zu lassen? Ein paar Samen können wir selber ernten und damit in der nächsten nachsäen. Schon probiert? Spart sogar etwas Geld!

Und in anderen Teilen der Welt? Kakaobäume werden von nur wenige Millimeter großen Gallmücken bestäubt, die in die schmalen Kakao-Blütenköpfe krabbeln. Ohne Gallmücken keine Schokolade.

Ohne Insekten blieben nur Produkte aus Getreide, Zucker, Kartoffeln oder Hülsenfrüchten, die sich selbst oder durch Wind bestäuben, übrig. 60% des Supermarktsortiments fehlten ohne Bienen, etwa Obst und Gemüse, Kakao (Schokolade) und Kaffee. Nun gut: man kann auch ohne Schoki und Kaffee leben…

Wie bestäubt man Blüten ohne Insekten?

Würde die Insektenbestäubung komplett ausfallen, hätten wir keine Kirschen, keine Äpfel, keine Birnen, keine Pflaumen…- keine Vitamine, keine Gesundheit. Auch keine Mandeln, auch wenn die aus warmen Ländern kommen. In China ist die Handbestäubung schon seit den 80er-Jahren Realität.

Übrigens: auch wenn Mandeln von Bienen bestäubt werden: das passiert nur in den Ländern, in denen Mandelbäume auch heimisch sind. Wenn wir hier einen Mandelbaum setzen, müssen wir uns auf Handbestäubung einstellen. Die Bienen und Hummeln aus dem hiesigen Umfeld können nichts mit ihren schönen Blüten anfangen und fliegen vorbei!

Quelle: Insektensterben: Sind Insekten nicht sexy genug? von Ina Hiester, erschienen bei „Schrot & Korn“.